Midnight Family
Luke Lorentzen, Mexique, 2019o
Mexico City : moins de 50 ambulances publiques pour 9 millions d’habitants. Dans les quartiers favorisés, la famille Ochoa possède une des nombreuses ambulances privées qui, nuit après nuit, se met en chasse de clients solvables. En perpétuelle compétition avec les autres ambulanciers (le premier arrivé embarque les blessés), les Ochoa tentent de survivre dans cette jungle urbaine.
Sélectionné et primé dans moult festivals, Midnight Family est un documentaire d’immersion impressionnant. Jeune réalisateur américain de 27 ans, Luke Lorentzen suit la famille Ochoa au volant de l’une des nombreuses ambulances privées qui, nuit après nuit, se met en chasse de «clients» solvables. En découvrant ce film sidérant, l’on ne peut s’empêcher de les imaginer en action au jour d’aujourd’hui, alors que le coronavirus menace une capitale non préparée, par la faute d’autorités inconscientes.
Vincent AdatteDrei Jahre lang begleitete der junge US-Regisseur Luke Lorentzen die Ochoas bei ihrer Arbeit. Er ist hautnah am Geschehen, beschönigt nichts und bewahrt dennoch die Würde der Patienten. Dabei zeigt Lorentzen, dass sich die Ochoas in einer moralischen Grauzone bewegen. Ein packendes und erschütterndes Porträt eines kaputten Systems, in dem die Menschen täglich ums nackte Überleben kämpfen.
Dino PozziGalerie photoso
Midnight Family zeigt eine mexikanische Familie, die davon lebt, Menschen zu retten. US-Regisseur Luke Lorentzen erzählt, wie er sie dabei begleitete.
Sie haben eine Familie begleitet, die in Mexiko-Stadt eine Ambulanz fährt und betreibt. Hat die Stadt denn keine eigenen Krankenwagen?
Die Stadtverwaltung hat für ihre 9 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner weniger als 45 Krankenwagen zur Verfügung. Als Folge davon gibt es private Ambulanz-Unternehmer wie die Familie Ochoa, die die Lücke füllen. Manche von ihnen sind registriert, andere nicht. Sie sind auf sich gestellt und befinden sich im Wettstreit miteinander, wer als Erstes an eine Unfallstelle kommt.
Wie haben Sie die Familie kennen gelernt?
Ich wohnte in Mexiko-Stadt und sah die Ochoas mit ihrem Krankenwagen in der Strasse vor meiner Wohnung. Ihre Arbeit faszinierte mich, und da fragte ich sie, ob ich mitfahren könne. Über einen Zeitraum von drei Jahren begleitete ich sie in fast 100 Nächten. Wir begannen jeweils etwa um ein Uhr nachmittags und hörten gegen sieben Uhr morgens auf.
Das war sicher ermüdend.
Es war ein schwieriger Arbeitsprozess. Ich bin eine Ein-Mann-Crew. Einerseits arbeite ich gern so, andererseits war einfach der Platz im Krankenwagen eingeschränkt. Ausserdem stellten sich immer wieder ethische Fragen.
Zum Beispiel?
Das Überleben der Ochoas kontrastiert mit dem Überleben der Patienten, und gegen Ende wird dieser Konflikt immer vertrackter. Als Filmemacher muss ich die Menschen dazu bringen, dass sie mir ihre Geschichten anvertrauen. Aber ich muss auch ihre moralisch fragwürdigen Handlungen zeigen.
Apropos moralisch fragwürdig: Wie verhielten Sie sich beim Filmen von Unfallstellen?
Ich brauchte lange, um die richtige Art und Weise herauszufinden. Eineinhalb Jahre lang filmte ich keine Unfallstellen, ich fühlte mich unwohl dabei. Dann realisierte ich, dass ich vieles von dem, was die Ochoas durchmachen, versäumte. Ich fragte die Patienten, ob ich sie filmen dürfte, und erstaunlich viele gaben ihre Zusage. Wenn nicht, schaltete ich die Kamera aus. Ich musste an jede Situation neu herangehen, folgte aber gewissen Regeln: Ich filmte keine Gesichter und keine Bewusstlosen.